04.10.2008
Kinotipp (1): Trennung
Da Kristina sich momentan mal wieder in Susiya aufhält, also fernab von Zivilisation und Internetzugang, der eine oder andere Gastbeitrag von mir …
Momentan bzw. demnächst laufen im Kino mehrere sehr gute Filme, die sich in der einen oder anderen Weise mit dem Nahostkonflikt beschäftigen.
Schon angelaufen ist Trennung von Amos Gitai. (Hier gibts den Trailer, hier eine Kritik aus dem Schnitt.)
Trennung erzählt die Geschichte Uli und seiner Schwester Ana, die sich nach langer Zeit nach dem Tod ihres Vaters wiedersehen. Sie treffen sich in Frankreich, wo der Vater mit Ana gelebt hatte. Uli war wohl nach der Trennung der Eltern in Israel geblieben, wo er in einer Sondereinheit der Polizei arbeitet und die Aufgabe hat, die Räumung der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen durchzuführen. Als er nach wenigen Tagen zurückkehren muß, beschließt Ana, ihn zu begleiten: Bei der Testamentseröffnung hatte sie erfahren, daß ihre Tochter, die sich in einem Kibbuz zur Welt gebracht und in Israel zurückgelassen hatte, in einer der Siedlungen im Gaza lebt, die geräumt werden.
Was nun stattfindet, ist ein mehrfacher Kulturschock: Der liberale Uli muß gewaltsam die Siedlungen seiner israelischen Landsleute räumen. Die westlich sozialisierte Ana trifft mitten im Tumult der Zerstörung der israelische Siedlung auf ihre Tochter, mit der sie sich nicht mit Worten verständigen kann. Im Prolog des Films trifft Uli im Zug nach Avignon auf eine Palästinenserin und findet sich als ebenso entwurzelt wieder wie sie.
Trennung ist ein Film, der sich weit abseits der üblichen Konfliktlinien bewegt. Er erzählt seine Geschichte in langen, manchmal fast hypnotischen oder traumwandlerischen Seqenzen und gibt keine klaren Antworten — bis auf die im Prolog, daß Israelis und Palästinenser nicht so verschieden sind.
TRENNUNG
Disengagement. D/F/I/IL 2007. R,B: Amos Gitai. B: Marie-José Sanselme. K: Christian Berger. S: Isabelle Ingold. M: Simon Stockhausen. P: Pandora Filmproduktions GmbH, Agav Films, Agat Films & Cie u.a. D: Juliette Binoche, Lior Louie Ashkenazi, Giovanna Mezzogiorno, Jeanne Moreau, Liron Levo, Barbara Hendricks u.a.
115 Min. Pandora ab 25.9.08
In Nürnberg derzeit im Casablanca.