05.11.2008
Kinotipp (2): Waltz with Bashir (Update 2)
Update von Kristina:
Na, kalte Füße bekommen, Academy? Der japanische Film Departures, den kaum jemand gesehen hat (145 Stimmen in der Internet Movie Database) gewinnt und Walz with Bashir geht leer aus, obwohl nicht nur durch die Animation revolutionär. Ziemlich verhalten auch der Applaus im Oskar-Publikum. Schade. Mehr zu den Oskars gibt’s hier.
Ein weiterer Kinotipp:
Waltz with Bashir von Ari Folman läuft erst im November an, ich habe ihn aber schon auf einem Festival gesehen. (Hier die offizielle Seite mit Trailer.)
Update: Der Film läuft ab dem 6. November im Manhattan (Erlangen) und im Cinecittá (Nürnberg). Weitere Kinos (unvollständig) hier.
Update (2): Die Filmkritik und ein weiteres Interview mit Ari Folman aus dem film-dienst sind nun online.
Er ist mit Sicherheit einer der beeindruckendsten und formal interessantesten Filme seit langem:
Ari Folman hat seine eigene Geschichte verfilmt. Er ist Veteran aus dem ersten Libanon-Krieg. Nach etwa 25 Jahren erzählt ihm ein anderer Veteran, daß er immer noch Alpträume hat, in denen er das im Krieg erlebte immer wieder erlebt.
Folman hingegen erkennt, daß er selbst überhaupt keine Erinnerung an den Krieg hat. Er beschließt, die Menschen aufzusuchen, mit denen er damals Kontakt hatte. Die Interviews, die er führt, hat er aufgezeichnet und zu den realen Tonaufnahmen animierte Bildsequenzen gezeichnet. Zusätzlich hat er das Geschehen, die Träume und Alpträume animiert. Waltz with Bashir ist somit eine Art gezeichneter Dokumentarfilm.
Das ganze ist weit mehr als eine Spielerei oder effekthascherisches Blendwerk: Folman weiß, daß die Schrecken des Krieges durch die gezeichneten Bilder abgemildert werden. Er setzt sie aber bewußt nicht nur als Illustration ein, sondern stellt die Bilder den Interviews gegen über und entlarvt so den Zynismus der teilweise verharmlosenden Sprache. Zum Schluß des Filmes wird das Massaker in den Flüchtlingslagern von Sabra und Schatila durch die libanseischen Phalangisten-Milizen gezeigt, das unter den Augen und mit zumindest logistischer Unterstützung der israelischen Armee stattfand, was später zum Rücktritt des damaligen israelischen Verteidigungsministers Ariel Sharon führte. In der letzten Szene hebt Folman den mildernden Vorhang der Animationstechnik für einen Moment und zeigt nun Realfilm-Aufnahmen der palästinenischen Frauen, die ihre hingerichteten Männer beklagen. Ich war selten in einem Kinosaal, in dem bis zum Ende des Abspanns eine solche Stille herrschte.
Wer in diesem Jahr schon einmal im Kino war und einen weiteren Film braucht, um die zwei Kinobesuche vollzumachen, die der Durchschnittsdeutsche im Jahr absolviert, sollte sich Waltz with Bashir ansehen.
WALTZ WITH BASHIR. IL/D/F 2008
R,B: Ari Folman
90 min. Ab 6. November
Hier wär auch noch einer, aber ich habe den film nicht
gesehen
http://www.lemontree-derfilm.de/
Ich weiß, das wäre der nächste Kinotipp gewesen …
Wäre schön wenn du so einen schönen Kinotipp (3) drausmachst, wäre besser als mein läppischer link…sorry, wollte dir nicht vorgreifen
Zufrieden?
Ja mehr als zufrieden
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